Worum geht es eigentlich bei diesem Mauerpark, von dem jetzt immer alle sprechen? Die Prenzlauer Berg Nachrichten haben es zusammengetragen, schön ordentlich von A bis Z.
Der Mauerpark soll größer werden. Und sauberer, und weniger laut, und doch so charmant chaotisch bleiben, wie er ist. Doch worum geht es eigentlich genau bei all den Mauerpark-Diskussionen? Die Prenzlauer Berg Nachrichten haben die Hintergründe von A bis Z zusammengetragen. Im ersten Teil präsentieren wir A bis M, der zweite Teil von N bis Z steht hier.
Allianz Umweltstiftung. Ohne die Stiftung – oder vielmehr ihr Geld – gebe es den Park heute vermutlich gar nicht. 4,5 Millionen Mark hat sie Anfang der 1990er Jahre dazugeschossen, als der damals sieben Hektar große Park auf Pankower Seite angelegt wurde. Eine Bedingung gab es jedoch: Bis 2011 sollte der Park auf mindestens 10 Hektar vergrößert werden, sonst sollte das Land Berlin das Geld zurückzahlen. Bislang ist die Erweiterung daran gescheitert, dass das Geld für weitere Flächenzukäufe fehlte. Eine Gnadenfrist hat die Stiftung dem Senat noch eingeräumt; bis 2012 muss nun aber endgültig mit dem Bau an einer neuen Grünfläche begonnen werden. „Man könnte dann noch mal darüber reden, ob wir im Falle einer Erweiterung noch einmal Geld in die Hand nehmen, um den mittlerweile zwanzig Jahre alten Teil des Parks noch ein bisschen lebenswerter zu gestalten“, sagt Stiftungsvorstand Lutz Spandau. Dort sehe man seine Verpflichtung. Für die Erweiterung müssen sich demnach andere verantwortlich zeigen. (-> Erweiterung, Vivico, Weltbürgerpark).
Besucher. Vor allem am Sonntag sind es eigentlich einfach nur viel zu viele. Im Laufe eines Tages kämen bis zu 50.000 Menschen zusammen, hat die Polizei gezählt; zur gleichen Zeit seien es bis zu 20.000 Personen. Bei acht Hektar Parkfläche bleiben pro Person etwa vier Quadratmeter – in der eigenen Wohnung würde man sich so eine Bevölkerungsdichte nicht bieten lassen. Aber wenn es um den erholsamen, sonntäglichen Parkbesuch geht, sind Berliner und Touristen da entspannt.
Charme (einen gewissen). Hat dieser Park. Trotz übermäßig vieler Menschen, lauter Musik, Berge an Müll und sehr viel Grillgeruch. Oder deswegen.
Dabeisein ist alles. Scheint das Motto zu sein, wenn es um Diskussionen um die Zukunft des Mauerparks geht. Per se sind mit Mitte und Pankow zwei Bezirke sowie das Land Berlin, die Allianz Umweltstiftung als Geldgeber und die Vivico als Eigentümer des für eine Erweiterung in Frage kommenden Grundstücks mit im Boot. Dazu kommen diverse Initiativen wie die Stiftung Weltbürgerpark, die Bürgerinitiative Mauerpark Fertigstellen, die Freunde des Mauerparks oder der Bürgerverein Gleimviertel. Viele Interessenten, viele Meinungen, ein unfertiger Park.
Erweiterung. Die muss kommen, sonst wird es für das Land Berlin teuer. Die einzige für die Erweiterung in Frage kommende Fläche gehört der Immobiliengesellschaft Vivico – insgesamt gut zehn Hektar. Da dem Land das Geld fehlt, davon ein Stück zu kaufen, einigte man sich auf einen Deal: knapp sechs Hektar wollte das Unternehmen dem Land für den Park schenken, im Austausch gegen Baurecht auf dem Rest der Fläche. Dieser Deal scheiterte jedoch bislang an Bürgerprotesten. Nachdem die Situation ziemlich festgefahren war, hat sich nun die Stiftung Weltbürgerpark gegründet, die Geld für den Zukauf sammelt. (-> Allianz Umweltstiftung, Vivico, Weltbürgerpark)
Flohmarkt. Seit 2004 gibt es ihm auf der Brachfläche neben dem Park, der für eine eventuelle Erweiterung in Frage kommt. Mit ihm begann der Aufstieg des Parks zum Touristenmagnet.
Gras. Eigentlich ein wichtiger Bestandteil eines jeden Parks, wird das Gras sowie dessen Zufuhr mit Wasser im Mauerpark eher nachlässig behandelt. In Folge dessen sollte man eigentlich von einer Gelb- statt einen Grünfläche sprechen.
Hektar. Gut acht Hektar hat der Park heute auf Pankower Seite. Mit der Erweiterung könnten noch einige dazu kommen – je nachdem, welche Lösung sich bei den Erweiterungsplänen durchsetzt (-> Erweiterung, Vivico, Weltbürgerpark)
Igel, Kaninchen, Eichhörnchen und sonstige Bewohner einer Grünfläche sucht man im Mauerpark eher vergeblich. Entweder haben sie den Weg in die verhältnismäßig neue Anlage noch nicht gefunden. Oder es ist ihnen einfach zu laut und zu schmutzig.
Joe Hatchiban. So nennt sich der irische Fahrradkurier, der vor zweieinhalb Jahren das erste Mal mit ein paar Boxen und einem Laptop voller Karaoke-Hits bepackt in den Park kam. Mittlerweile ist das Mauerpark-Karaoke eine feste Institution eines jeden Sonntags. Bis zu 2000 Menschen kommen ins Amphitheater im Park, um sich mit ihrem Gesang zu blamieren oder sich daran zu erfreuen, wie andere es tun.
Kloake. Laut Bürgermeister Matthias Köhne ist der Bezirk nicht verpflichtet, Toiletten in seinen Grünanlagen aufzubauen. In Folge dessen haben alle umliegenden Gaststätten Schilder aufgestellt, die hilflosen Parkbesuchern Toiletten-Asyl verweigern – eine verständliche Abwehrhaltung, die den wenigen Büschen des Parks jedoch bislang verwehrt blieb. Wann die übermäßig an ihnen verrichtete Notdurft zu einem Umkippen des Ökosystems führt, wie es zu Zeiten der Loveparade im Tiergarten immer befürchtet wurde, bleibt offen.
Ladenöffnungszeiten. Die gelten auch in Parks, zumindest, was das Verbot des Sonntagsverkaufs angeht. Dagegen verstoßen derzeit alle fliegenden Händler, die am Sonntag die Parkbesucher mit kalten Getränken versorgen. Der Bezirk müsse diese Vergehen natürlich ahnden, sagt Jens-Holger Kirchner, Stadtrat für öffentliche Ordnung. Da er aber einsehe, dass so viele Menschen auch am Sonntag ein Recht auf die Stillung ihres Dursts hätten, arbeite man gerade an einer Lösung dieses Problems, im Rahmen des geltenden Rechts.
Müll. Der ist ein Problem und wird nicht weniger. Zwar hat der Bezirk acht jeweils drei Kubikmeter große moderne Mülleimer installiert, die bis auf einen Einfüllstutzen unter der Erde liegen. Das Ganze sieht aber so futuristisch aus, dass es von den meisten Parkbesuchern nicht als Mülleimer erkannt wird. Mit Beschilderungen wolle man da aber nachhelfen, meint Bürgermeister Köhne. Zudem sammelten immer montags sozialversicherungspflichtige Beschäftigte die Reste des Wochenendes ein – wenig Trost für die Erholungssuchenden, die sich samstags zwischen die Müllberge vom Freitag auf die Wiese legen müssen.
Hier geht es zu Teil 2 des Mauerpark-ABCs von N wie Name bis Z wie Zentralkomitee.