Der Bezirk Pankow weiß, was seine Bäume wollen. Wie viele es sind. Und was das wieder alles kostet.
Es ist doch immer wieder schön, in einem Bezirk zu wohnen, dessen Verwaltung genau im Blick hat, was sie so zu verwalten hat. Nehmen wir als beliebiges Beispiel etwa die Straßenbäume im Bezirk Pankow. Der ist ja groß und grün, da wird schon einiges an Bäumen zu pflanzen, pflegen und fällen sein, denkt man sich. Und staunt dann doch über die Antwort des Bezirksbürgermeisters und Umweltbeauftragten Matthias Köhne auf eine entsprechende kleine Anfrage aus der Links-Fraktion der BVV, die da lautet: 44.374.
Nein, dies ist nicht die ausführliche Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universium und dem ganzen Rest. Dies ist die Zahl der Straßenbäume in Pankow, und wenn man im vergangenen Jahr nicht 718 Bäume gefällt und nur 331 neu gepflanzt hätte, wären es sogar noch ein paar mehr. Entschuldigen Sie, was für eine Schlamperei, ich meinte natürlich: 387.
Pankower Bäume leben unterhalb der Armutsgrenze
Diese Bäume wollen gehegt und gepflegt werden, und was das kostet, auch das kann Köhne genau beantworten: 175 Euro pro Baum und Jahr. Zur Verfügung ständen jedoch nur 42 Euro, was mit dafür verantwortlich sei, dass die Zahl der Pankower Straßenbäume stetig zurückginge. Die vorhandenen Ressourcen würden einfach nicht ausreichen.
Nicht betroffen von diesem finanziellen Engpass öffentlicher Stellen sind übrigens mal wieder die privatisierten Straßenbäume Pankows. 49 Bäume wurden seit 2007 mit Spendengeldern finanziert, worüber sich das Bezirksamt natürlich freut. Jedoch sei nicht jedes private Engagement per se gut zu heißen, meint Köhne. Allerdings nicht aus dem sich aufdrängenden Grund, dass er wohl mit dem Zählen nicht mehr nachkäme, würde einfach jeder Hansel vor seinem Haus einen Baum pflanzte. Sondern einfach, weil man auch bei der Baumpatenschaft so viel falsch machen kann, was Auswahl der Art und Art der Pflege angeht.
Pankows Baumscheiben verzeichnen kaum Leerstand
Können Sie noch, oder versuchen sie schon die Zahl ihrer Topfpflanzen und deren Finanzbedarf zu ermitteln? Es dauert auch nicht mehr lang. Nur die Zahl der leeren Baumscheiben, die derzeit nicht bepflanzt sind, will ich ihnen noch nahebringen: 1471. Bei insgesamt 44.374 Bäumen beträgt der Leerstand demnach nur gut drei Prozent. Wie bei der baulichen ist demnach auch die pflanzliche Verdichtung im Bezirk weit fortgeschritten. Was man aber wohl in diesem besondere Fall durchweg gut heißen sollte – auch wenn es beim Grün in der Großstadt natürlich immer noch ein bisschen mehr sein darf.
Womit ich nun wirklich zum Ende und zu der gewagten Überleitung zu den zwei in der Schwedter Straße ausgesetzten Einkaufswagen komme, von denen unser Leser Tobias uns schrieb. Und von denen er auch schon in seinem Blog berichtete. In den mit Erde beladenen Wagen wächst traditionelles deutsches Gemüse – eine neue Form des Guerilla Gardenings, das die Natur zurück in den Stadtraum bringen will. Wie viele dieser Gemüse-Transporter derzeit im Umlauf sind, war leider bislang nicht zu ermitteln. Unzählige vermutlich.
Graf Zahl, übernehmen Sie.