Baustelle # 11

von Ann-Kathrin John 13. Mai 2011

Und was machst Du so? In unserer Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute der Modedesignerin Monika Peters.

Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst Recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. In unserer Reihe „Baustelle“ schauen wir den Arbeitern der Gegenwart mal kurz über die Schulter.

 

Monika Peters, 76, Modedesignerin, Straßburger Straße

 

Woran arbeiten Sie da gerade?

An einem Kleid. Ich verarbeite die Reste, die ich noch an Perlen und Stoffen habe. Aber eigentlich habe die Kleider satt – ich habe zu viele hier hängen.

 

Und für wen machen Sie das?

Für niemanden. Ich weiss auch nicht, ob da überhaupt jemand reinpasst. Ich mache die Kleider so, wie ich sie haben möchte, wie ich sie sehe, aber ohne daran zu denken, dass da  ein Körper reinpassen sollte. Das kann dann verändert werden, wenn es passend gemacht wird. Aber ansonsten überlege ich mir weder eine Grösse noch sonst was, ich will einfach die Proportionen so haben, wie sie mir gefallen.

 

Wann soll es fertig sein?

Da habe ich keine Zeitvorgabe. Manchmal sage ich mir, wenn ich auf den Markt gehe, dann will ich das mitnehmen und bis dahin soll es fertig sein. Ab und zu will ich etwas Neues dabei haben, sonst wird mir das selber zu langweilig. Außerdem finde ich es schön, wenn die Sachen dort hängen, die sehen ja dort völlig anders aus als hier in der Wohnung.

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

Natürlich kann ich manchmal das, was ich will, nicht machen, weil es mir nicht gelingt oder weil es nicht gut aussieht. Das lege ich dann weg, nehme es nach ein oder zwei Jahren wieder zur Hand und mache es dann völlig anders. Ich merke ja selber, ob etwas so ist, wie ich es vertreten kann, oder ob es mir misslungen ist. Kritik von Anderen braucht man da eigentlich nicht – wenn man so viel Erfahrung hat, dann weiss man das selbst.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Die Fertigstellung ist für mich immer das Schlimmste. Mir ist es lieber halbfertig, so könnte es bleiben, denn für die Fertigstellung habe ich oft keine Lust mehr. Aber wenn es dann fertig ist, dann freue ich mich, dann bin ich glücklich für eine gewisse Zeit, weil es mir gelungen ist, es so zu machen, wie ich es wollte.

 

KURZBIOGRAFIE: Monika Peters ist Jahrgang 1936. Nach Abschluss der Schule kam sie 1955 nach Berlin, um an der Ingenieursschule für Bekleidungstechnik Modegestaltung zu studieren. 17 Jahre arbeitete sie am Deutschen Modeinstitut in der Brunnenstrasse, bevor sie sich selbständig machte. Vor der Wende arbeitete sie unter anderem für das Märkische Museum und die Staatsoper. Bis heute bietet sie jeden Donnerstag auf dem Ökomarkt am Kollwitzplatz ihre Kleider an. In Prenzlauer Berg lebt Peters seit 1957 – sie könnte sich gar nicht vorstellen, irgendwo anders zu wohnen.

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