Ab Montag, 11. April, rollen die Bagger. Auch Stadtrat Kirchner wird erwartet. Einige Geschäftsleute scheinen resigniert zu haben.
Die Flyer wirken harmlos, mit ihren in rot, grün, blau markierten Textfeldern und den vielen bunten Streifen sehen sie eigentlich ganz lustig aus. Doch die Mitarbeiterin, die hinter der Theke von „Bracas Coffee“ in der Kastanienallee gerade interessiert zuhört, findet das Ganze weniger amüsant. In der 185-jährigen Geschichte der Kastanienallee beginnt am Montag ein neuer Abschnitt, von der Initiative „Stoppt K21“ auch als „Tag X“ bezeichnet.
„Gestern haben wir den Plan bekommen, jemand kam vorbei und hat gesagt, am Montag könnten wir weitere Fragen stellen, wenn wir welche hätten.“ Fragen habe sie schon, sagt die Mitarbeiterin. „Unsere Tische können wir am Anfang noch stehen lassen, hat uns jemand gesagt, aber mehr wissen wir nicht.“ Zum Beispiel habe sie auch keine Ahnung, wie lange das Gebaggere vor dem Fenster des Cafés überhaupt dauern werden. Und sie wisse nicht, wie viele Tische sie nach dem Umbau noch auf dem dann schmaleren Gehweg stehen lassen könne.
„Wir können nicht planen. Aber es ist schon klar, dass im Sommer niemand Lust hat, sich in das Innere eines Cafés zu setzen. Außerdem wird ein Großteil der Laufkundschaft sowieso wegbleiben. Wir haben das schon im letzten Sommer gemerkt, als die U2-Strecke gesperrt war. Da kamen auch schon viel weniger Leute als bisher.“ Sie verstehe vor allem nicht, warum man schon im vergangenen Jahr permanent über den Umbau geredet habe, die entscheidende Information dann aber fünf Tage vor Baubeginn verteilt wurde. „Nur, jetzt können wir es sowieso nicht mehr ändern.“
Der Grund für den geänderten Zeitplan wird offiziell nicht genannt
Über den eigentlichen Grund für den plötzlichen Fahrplanwechsel schweigt sich das Flugblatt tatsächlich aus. Darin heißt es: „Die Planungen zum Neubau der Seitenräume in der Kastanienallee wurden in den vergangenen Monaten weiter intensiv diskutiert. Die Leitungsbaumaßnahmen haben im Herbst 2010 begonnen. Nun steht der Gehwegbau im 1. Bauabschnitt zwischen Haus Nr. 93 und 103 an.“ An Leitungen wurde bisher im mittleren Teil der Kastanienallee an der Schwedter Straße gebuddelt, nicht aber hier, im nördlichen Abschnitt. Grund für den Baubeginn im Norden dürfte eine Anfrage des Guggenheim-Museums in New York sein (wir berichteten).
„Man hat uns gesagt, dass Stadtrat Kirchner am Montag persönlich vorbeikommen wird, um mit uns zu sprechen“, heißt es ein Haus weiter, in einer Bäckerei. Auch hier ärgert man sich darüber, dass mindestens das Sommergeschäft nun futsch sein wird. „Wir haben eigentlich gedacht, dass der Umbau noch zu verhindern ist. Aber das ist jetzt vorbei.“
Doppelbaustelle Oderberger Straße/Kastanienallee
Zwei Häuser weiter verweist man auf die Oderberger Straße, die schräg gegenüber zurzeit neu gepflastert wird. „Warum muss man jetzt auch noch hier oben anfangen, wo doch schon in der Oderberger Straße alles aufgerissen wird? Wieso müssen zwei Straßen gleichzeitig in eine Baustelle verwandelt werden? Das wird hier im oberen Teil der Kastanienallee ein totales Chaos werden. Die ganze Ecke wird für Monate lahmgelegt“, sagt ein Imbißbetreiber dort.
Während es an der Kastanienallee plötzlich ganz schnell geht, ticken die Uhren in der benachbarten Oderberger Straße tatsächlich etwas anders. Zwei Arbeiter sind damit beschäftigt, das neue Pflaster zu verlegen. Der tägliche Baufortschritt misst sich eher in Zentimetern als Metern. Eigentlich, so verheißt ein bunter Plan, hätte hier schon ein neuer Abschnitt beginnen müssen.