Und was machst Du so? In unserer neuen Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute dem Zimmerer Sebastian Schmidt.
Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. In unserer Reihe „Baustelle“ stellen wir „Handwerkern“ aus Kultur, Arbeitern vom Bau und aus anderen Branchen jeweils fünf Fragen zu ihrem jüngsten Projekt.
Sebastian Schmidt, 34, Zimmerer, Lieselotte-Herrmann-Straße
Woran arbeiten Sie da gerade?
Wir bauen ein Dachgeschoss in der Lieselotte-Herrmann-Straße aus. Altes Dach runter, neues Dach rauf, Terrassen rein, Fahrstuhl ran, so was eben. Und zwar auf eher hohem Standard, wie oft hier in der Gegend, diese leerstehenden Dachgeschosse sind jetzt sehr beliebt geworden in Prenzlauer Berg. Ich selbst kümmere mich erstmal um den Holzbau an sich, aber auch ein bisschen um die Bauleitung. Unsere Firma arbeitet als Generalunternehmer; das heißt, wir machen den kompletten Ausbau. Eigentlich fast schlüsselfertig.
Und für wen machen Sie das?
Für den Eigentümer, der will da selber einziehen. Das Dachgeschoss gehört ihm. So ein leerstehendes Dachgeschoss wird hier mittlerweile hoch gehandelt, kann man extra kaufen. Mein direkter Arbeitgeber ist die Firma Roof-Craft.
Wann soll es fertig sein?
Spätestens im Mai. Sonst gibt‘s Gemecker.
Irgendwelche Schwierigkeiten?
Der Fahrstuhl wird erst eingebaut, wenn wir fertig sind (lacht). Nein, es lief bislang eigentlich ganz vernünftig, das Wetter war die einzige Schwierigkeit. Jetzt ist es zwar schön. Aber seitdem wir im November hier mit der Arbeit anfingen, konnten wir insgesamt etwa sechs bis acht Wochen nichts machen. Deshalb sind wir noch nicht sehr weit.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?
Auf‘s Richtfest. Da gibt‘s einen Baum auf’s Dach und was zu trinken, und man geht alles nochmal durch im Geiste. Da lernt man dann normalerweise den Bauherrn mal etwas besser kennen, der wird eben auch ein bisschen lockerer nach ein paar Bier (lacht). Meistens laden die Leute auch Freunde, Familie und Kollegen ein, um mal zu zeigen, was sie so gebaut haben oder haben bauen lassen. Es ist schon ein schöner Abschluss, oder jedenfalls Zwischenschritt, wenn der Dachstuhl fertig ist.
KURZBIOGRAFIE: Sebastian Schmidt, geboren 1976 in der Christinenstraße in Prenzlauer Berg, ist Zimmerer. Nach einem abgebrochenen Studium der Betriebswirtschaftslehre, Geschichte und Politikwissenschaften stieg er 2004 als Angestellter in der Dachdeckerfirma „Roof Craft“ ein, die seinem Vater gehört. In den letzten Jahren hat die Firma insbesondere in Prenzlauer Berg viele Dachgeschosswohnungen renoviert. Sebastian Schmidt lebt mit seiner Familie in Moabit.