Bezirkspolitiker bekommen zu wenig Licht

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 4. Februar 2011

Einem Bezirksverordneten dämmerte es. Auf Pankows Kommunalpolitiker trifft zu wenig Energie. Das hat das Bezirksamt inzwischen bestätigt. 

Pankows Bezirksverordnete treffen ihre Entscheidungen in schlechtem Licht. Das ist durch die Antwort auf eine kleine Anfrage des grünen Bezirksverordneten Stefan Schneider von der Verwaltung bestätigt worden. Schneider hatte am 20. Januar beim Bezirksamt die Frage eingereicht, welche Normen und Richtwerte für Beleuchtungsstärke für den BVV-Saal in der Fröbelstraße in Prenzlauer Berg anzuwenden sind – und ob die vorhandene Beleuchtung diesen Normen bzw. Richtwerten entspricht.

In ihrem Antwortschreiben erläutert die zuständige Bezirksstadträtin Christine Keil (Linke) nun, dass bei Betrachtung des BVV-Saals die Sehaufgabe zu definieren sei. Sie gehe davon aus, dass der BVV-Saal vor allem für Tagungen und Sitzungen genutzt werde, „mit der Sehaufgabe Lesen und Schreiben“. Gemäß der Nennbeleuchtungsstärken für Beleuchtungsanlagen (DIN 5035 und En 12464) werde dafür eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux gefordert.

 

Abdeckungen sind spröde, Ersatzteile gibt es nicht

 

Welche Beleuchtungsstärke im BVV-Saal zurzeit erreicht wird (Vollmond?, Kerzenschein?), erwähnt das Bezirksamt nicht. Die Antwort auf Frage zwei (Entspricht die vorhandene Beleuchtung im BVV-Saal diesen Normen bzw. Richtwerten?) bringt es dann aber an den Tag: „Die vorhandene Beleuchtungsanlage erfüllt die in der DIN geforderten Werte nicht.“

Zwar bewies der Bezirksverordnete Schneider (laut Homepage: „Erkenne schnell das wesentliche (+)“) mit seiner Frage Weitblick. Doch die wenigsten seiner Kollegen ahnen wohl, was für einer trüben Strahlung sie ausgesetzt sind: „Die vorhandenen Leuchten sind ca. 45 bis 50 Jahre alt. Die Kunststoffabdeckungen sind spröde, Ersatzteile gibt es für die Leuchten nicht mehr.“ Darum müssten diese verschrottet werden. Ebenfalls wenig beruhigend: „Da das Leitungsnetz marode und die derzeitige Lichtsteuerung (Verteilerkasten) total veraltet ist, wären diese Teile ebenfalls zu sanieren.“

 

Neue Lampen? Für 50.000 Euro

 

Sprich: „Um eine DIN-gerechte Ausleuchtung zu realisieren, wäre die Beleuchtung komplett zu erneuern.“ Aktuelle Kostenschätzung: „Nach unseren Schätzungen belaufen sich die Kosten hierfür auf ca. 50.000 Euro brutto. Kosten für den Austausch des Leitungsnetzes und der Verteilung belaufen sich auf ca. 35.000 Euro brutto.“

Abhilfe ist da wohl so nicht schnell in Sicht. Es sei denn, die BVV würde ihre Sitzungen per Dringlichkeitsbeschluss auf die geplanten Kreativinseln und Stadtmöbel in der Kastanienallee verlegen. Denn selbst ein Berliner Wintertag schafft draußen 3.500 Lux – das wäre sieben Mal mehr Energie für die Bezirksverordneten (Aktuelle Kostenschätzung: 0 Euro). Wer den klammen Bezirk Pankow kennt, dem dämmert es aber spätestens jetzt: Mehr Besonnung kann Lichtjahre dauern.



Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar