Eine Ausstellung im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“ zeigt Werke des Bildhauers und Malers Rolf Biebl
„Andrea“, „Claudia“, „Irene“ – Rolf Biebl kann nicht sagen, wen er am liebsten mag. Der Bildhauer und Maler gibt seinen Plastiken gern solche Namen. Wie ein freundlicher Gastgeber, der einen mit seinen besten Freundinnen und Freunden bekannt macht, führt er uns im blauen Arbeitsanzug durch seine neue Ausstellung „Verkörperungen“ im Kultur- und Bildungszentrum „Sebastian Haffner.“ „Andrea“ zum Beispiel stellt er uns als eine sehr frühe Arbeit vor; 1983 ist sie entstanden, damals war Biebl noch Meisterschüler bei Ludwig Engelhardt an der Akademie der Künste der DDR. Verglichen mit vielen anderen Exponaten wirkt der Realismus dieser Statue brav, sogar streng; fast fühlt man sich an eine Gouvernante erinnert, die sich auf eine ausschweifende Drogenparty verirrt hat. Pikiert scheint sie auf einige der grotesk anmutenden Körper mit ihren verzerrten Gliedmaßen zu blicken, die Biebl in späteren Jahren schuf.
Erinnerungen an „Andrea“
Aus Anlass seines 60. Geburtstages zeigt die Ausstellung Plastiken, Skulpturen und Malerei aus den letzten drei Jahrzehnten. So macht sie einerseits sein konsequentes Beharren auf der figürlichen Bildhauerei deutlich – obwohl das seit der Wende vielen als unzeitgemäß galt und gilt. Andererseits verdeutlicht „Verkörperungen“ aber auch Biebls denkbar unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Mensch. Nach den dynamischen, expressiven Figuren der 70er und 80er Jahre entstanden nämlich in letzter Zeit durchaus auch wieder klassizistisch anmutende Plastiken. Nach 30 Jahren erinnert Biebl sich offenbar doch wieder ganz gern an seine „Andrea“ zurück.
Viele Arbeiten stehen ohne Sockel da. Biebl will eben auch Menschen ansprechen, die sich nicht oder nur wenig für Kunst interessieren. Deshalb platziert er sie gern auf Augenhöhe mit dem Betrachter – am liebsten im öffentlichen Raum. Vor dem Kesselhaus der Kulturbrauerei zum Beispiel eilen einem seit 1990 die Skulpturen „Adam“ und „Eva“ entgegen. Und Biebls „Vinetamann“ ragt seit 1988 am U-Bahnhof Vinetastraße aus dem Menschenfluss heraus – gelungene Kunst am Bau stellte man sich zu DDR-Zeiten anders vor. Zuletzt schuf Biebl für den Außenraum des Innenministeriums in Moabit ein Denkmal zur Öffnung der Berliner Mauer 1989. Vielleicht wirken die Stücke im Museum ja genau deshalb so vertraut – weil man eben schon so viele andere Biebl-Plastiken aus dem Stadtbild kennt.
Irene, Andrea und Claudia machen sich jedenfalls auch in der musealen Umgebung ganz gut. Wer ihnen, wie wir, durch den Künstler persönlich vorgestellt werden möchte, kann Biebls „offenes Atelier“ besuchen. An fünf Wochenenden wird er in der Ausstellungshalle an einem Werkstück arbeiten und sich dabei auch dem Gespräch mit den Besuchern stellen.
Rolf Biebl: Verkörperungen. Eröffnung am Samstag, 29. Januar 2011, um 18.00 Uhr im Rahmen der Langen Nacht der Museen. Die Ausstellung ist bis zum 3. April 2011 im Kultur- und Bildungszentrum „Sebastian Haffner“ in der Prenzlauer Allee 227/228 zu sehen. Öffnungszeiten: Sa – Do 10- 18 Uhr, Eintritt frei. Offenes Atelier am 5. und 19. Februar, 5. und 19. März sowie am 2. April. Weitere Informationen unter http://www.berlin.de/ba-pankow/museumsverbund/prenzlauer/
Über andere Veranstaltungen zur Langen Nacht der Museen in Prenzlauer Berg berichten wir hier.