Vom Spiel mit der Nichtigkeit

von Brigitte Preissler 20. Januar 2011

Eine Ausstellung in der „Staatsgalerie Prenzlauer Berg“ zeigt frühe Grafiken von Johannes Jansen.

Wenn man Johannes Jansen fragt, ob es in seiner neuen Ausstellung einen inhaltlichen Schwerpunkt gibt, sagt er nur: „Schlackstoffe.“ So nennt man eigentlich Abfälle, die beim Ausschmelzen von Metall aus Erz entstehen. Aber weil Jansen nun einmal Künstler ist, hat das Wort bei ihm natürlich eine übertragene Bedeutung: Es geht ihm um das vermeintlich Unbrauchbare, Nutzlose; um „Dinge, die mit ihrer Nichtigkeit spielen“, wie er selbst es ausdrückt. Um einen Hund zum Beispiel, der über eine Straße streunt; diese Straße aber scheint sich im unteren Drittel einer Schwarz-Weiß-Grafik in ein abstraktes, krakeliges Buchstabengewirr aufzulösen.

 

Grafiken, Tuschezeichnungen, Siebdrucke

 

Die Schau heißt „nach her / eine restschau“, gezeigt wird sie in der „Staatsgalerie Prenzlauer Berg.“ Sie versammelt Arbeiten aus der Zeit von 1982 bis 1994 – also recht frühe Werke des 1966 in Ost-Berlin geborenen Künstlers. In diesen Grafiken, Tuschezeichnungen oder Siebdrucken kombiniert Jansen oftmals Texte mit schwarz-weißen Bildern, gelegentlich streut er ein paar Farbnuancen ein. 

 

Johannes Jansen mag vielen als Schriftsteller ein Begriff sein. Schließlich hat er unter dem Titel „Schlackstoffe“ auch einmal einen Prosaband veröffentlicht, und vor allem in den 90er Jahren wurde sein literarisches Werk mit etlichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschien „Im Durchgang-Absichten“ (Suhrkamp 2009).

 

Substanz und Urgrund

 

Dass er aber auch gelernter Graveur ist und einmal Gebrauchsgrafik studierte, dürfte vielen seiner Leser weniger bewusst sein. Doch schon als ganz junger Mann, in den 80er Jahren, stellte er seine Arbeiten in illegalen und legalen Galerien in Potsdam und Leipzig aus; in Prenzlauer Berg schrieb er für verschiedene Samisdat-Zeitschriften, illustrierte eigene Texte und gestaltete Künstlerbücher. „Das ist meine Substanz; mein Urgrund,“ sagt er im Gespräch mit den Prenzlauer Berg Nachrichten. „Ich stamme aus dieser Szene.“ Substanz und Urgrund: Was davon heute bleibt, mag diese „restschau“ in den kommenden Wochen deutlich machen.   

 

„nach her/ eine restschau.“ Zeichnungen und Malerei 1982-1994. Eröffnung am 22. Januar um 20 Uhr in der Staatsgalerie Prenzlauer Berg, Greifswalder Straße 218. Ausstellung bis 19. Februar, geöffnet Di-Sa 13-19 Uhr, Telefon 44324741. Im Rahmen der Ausstellung liest Johannes Jansen am 3. Februar um 20 Uhr aus eigenen Texten, außerdem wird „Stahl in Grad“ gezeigt, ein Film von Rainer Görß mit Texten von Johannes Jansen. Weitere Informationen unter www.staatsgalerie-prenzlauerberg.de

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