Zu nass, zu trocken, und vielleicht auch vergiftet

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 18. Januar 2011

Der Hof der Grundschule an der Marie sei im Sommer zu trocken, im Winter überschwemmt und soll außerdem mit giftigen Stoffen belastet sein, fürchten Eltern und fordern seine Sanierung.

Die Grundschule an der Marie in der Christburger Straße gehört zu den schöneren Schulen in Prenzlauer Berg. Das Gründerzeitgebäude aus roten Klinkersteinen mit seinen hohen Fenstern grenzt zur Marienburger Straße hin an die „Marie“, den in den 90er Jahren angelegten Stadtplatz – die einzige größere Freifläche im dicht bebauten Gebiet um die Winsstraße. Dazwischen liegt der Schulhof, der mit seinen acht Jahrzehnte alten Bäumen ein idyllisches Plätzchen sein könnte.

Doch nach Auskunft einer Elterninitiative haben die Schüler an vielen Tagen überhaupt nichts von ihrer Freifläche: „Entweder er steht bei Tauwetter oder nach Regenfällen komplett unter Wasser, oder es ist im Sommer so staubig, dass viele Kinder mit Atemproblemen sich dort gar nicht aufhalten können“, sagt Anke Brinkmann, Sprecherin der Elterinitiative. Der Platz müsse dringend ein zweites Mal saniert werden. Doch beim Bezirksamt stoße man auf taube Ohren. Aus dem Sanierungsprogramm für das Winsviertel sei noch Geld für eine ordentliche Schulhofgestaltung übrig, heißt es bei der Initiative. Zumindest habe man diese Auskunft von der Sanierungsverwaltungsstelle des Bezirks bekommen.

 

Der Boden könnte kontaminiert sein, fürchten die Eltern

 

Der Hof sei beim Umbau der Schule nur provisorisch angelegt worden, sagt Brinkmann. Damals sei keine Drainage verlegt worden, die das Wasser vom Platz ableiten könne. Beunruhigt sind die Eltern auch, weil einige Bäume, die erst in den 90er Jahren gepflanzt wurden, seitdem kaum gewachsen sind. Ein im vergangenen Jahr erstelltes Baumgutachten schließt nicht aus, dass dies mit einer Kontaminierung des Bodens zusammenhängen könnte. Bis 1992 war die Grundschule an der Marie ein Krankenhaus, nach einer Nutzung als Lazarett wurde der Platz in der Nachkriegszeit nach Informationen der Elterninitiative mit Bauschutt verfüllt. Trotz dieser Vorgeschichte sei das Gelände bei der Umwandlung in eine Schule nicht auf Giftreste untersucht worden.

„Wir haben Angst, dass gefährliche Stoffe im Boden liegen. Es wäre dringend ein Bodengutachten notwendig“, sagt Anke Brinkmann. Ein solches Gutachten wurde auch von dem grünen Wahlkreisabgeordneten Volker Ratzmann in einem Schreiben an Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) angeregt, das den Prenzlauer Berg Nachrichten vorliegt. Es trägt das Datum vom 10. Juli 2010. Nach Auskunft der Elterninitiative blieb es bis heute durch den Bürgermeister unbeantwortet. Wie es in dem Schreiben heißt, würden sich die Kosten für ein solches Gutachten auf 2.200 Euro belaufen.

 

Ein Umbau des Schulhofs kostete bis zu 300.000 Euro

 

Ganz neu ist das Problem für die Bezirkspolitik dabei nicht. „Schon seit fünf Jahren kämpfen die Eltern darum, dass endlich etwas mit dem Schulhof passiert. Es ist eine Frechheit, dass Herr Köhne nicht antwortet“, sagt Brinkmann. „Jetzt haben wird versucht, das Bezirksamt von Anfang an einzubinden, doch nach anfangs positiven Signalen bewegt sich nichts mehr.“ Ende Oktober fand demnach eine Besichtigung des Platzes mit Amtsvertretern statt. Inzwischen haben die Eltern über ein Planungsbüro sogar eigene Planungen für eine Umgestaltung des Schulhofs vorgelegt. Eine Komplettsanierung würde demnach je nach Variante zwischen 250.000 bis 300.000 Euro kosten. Anke Brinkmann: „Uns geht es nicht um eine Luxussanierung mit Spielgeräten und ähnlichem. Wir möchten nur, dass die Schüler ihren Schulhof wieder richtig nutzen können.“

Dabei müsse schnell gehandelt werden. Von den acht vorhandenen alten Bäumen habe einer schon im vergangenen Jahr gefällt werden müssen, weil es um die Bäume herum keine ausreichende Freifläche gebe. Die Planer schlagen vor, die Baumwurzeln mit Holzbänken zu schützen. Wenn nichts passiere, werde der Hof in einigen Jahren womöglich gar keinen Baumbestand mehr haben: „Dann würden die Schüler im Sommer in der prallen Hitze stehen – und Schaden könnte nicht mehr repariert werden.“

 

Von einer Kontamination weiß das Schulamt nichts

 

Aus Sicht des Bezirksamtes gestaltet sich die Sache etwas anders. „Das Schulgebäude sowie der Platz stehen unter Denkmalschutz“, sagt die Pankower Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Nach zwei Runden vor Ort habe man gemeinsam mit der Schule, dem Amt für Umwelt und Natur sowie dem Amt für Schule und Sport zwei Sanierungs-Varianten erarbeitet, die der Denkmalschutz beide genehmigt hätte. Jedoch gebe es derzeit keine Möglichkeit, den Umbau mit den entstehenden Kosten von 45.000 Euro zu stemmen, auch nicht aus Sanierungsmitteln.

„Der Sanierungsstau bei Schulhöfen, Spiel- und  Sportplätzen ist enorm“, so Zürn-Kasztantowicz. Dies führe schon dazu, dass Spielgeräte drohten, abgebaut zu werden, weil kein Geld für ihre Reparatur vorhanden sei. Auch wenn es richtig sei, dass der Hof im Sommer zu staubig und im Winter zu nass sei, gebe es in Pankow Schulen mit gravierenderen Problemen. Zehn Jahre seien schließlich auch kein Alter für einen Schulhof. Der Bezirk werden sich dennoch weiterhin um eine Lösung des Problem bemühen. „Von einer Kontamination des Hofes ist zumindest im Schulamt nichts bekannt.“

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