„Prenzlauer Berg ist das neue Wilmersdorf“

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 17. Januar 2011

Wer eine neue Wohnung mietet, muss im Durchschnitt acht Prozent mehr zahlen als noch vor einem Jahr. Auch die Preise für Eigentumswohnungen in Prenzlauer Berg steigen – Hauptgrund dafür ist die Finanzkrise.

In Prenzlauer Berg zu wohnen ist schon jetzt ein teures Vergnügen – und eine Erholung des Wohnungsmarktes ist nicht in Sicht. Die Preise für neu vermietete Wohnungen haben im vergangenen Jahr noch einmal kräftig zugelegt. Das Vermittlungsportal Immobilien Scout 24 gab Anfang der Woche neue Zahlen bekannt, wonach der Quadratmeter im Moment für durchschnittlich 9,20 Euro pro Monat vermietet wird. Damit seien die Preise für Neuvermietungen in Prenzlauer Berg im Vorjahresvergleich noch einmal um knapp acht Prozent gestiegen. Die Kaltmiete für alle vermieteten Wohnungen liegt demnach bei etwa sieben Euro pro Quadratmeter und Monat.

Getrieben wird die Mietenentwicklung von ebenfalls stark steigenden Preisen für Eigentumswohnungen. Paradoxerweise hat offenbar gerade die Finanzkrise dafür gesorgt, dass die Nachfrage nach Immobilien in Prenzlauer Berg angezogen hat. „Zu Beginn der Krise stand der Markt auch hier einmal für kurze Zeit still“, sagte Sebastian Kohlmeyer vom Maklerbüro Herbert & Kohlmeyer den Prenzlauer Berg Nachrichten. Durch die Krise sei der lokale Wohnungsmarkt aber relativ unbeschadet hindurchgekommen: „Inzwischen glaubt man gerade in Prenzlauer Berg noch mehr an die Preise als vor der Krise.“

 

Wer in Prenzlauer Berg kauft, sucht Sicherheit

 

„Prenzlauer Berg ist das neue Wilmersdorf“, sagt Kohlmeyer. Der Stadtteil gelte zwar schon seit einiger Zeit nicht mehr als „cool“. Der Wohnungsnachfrage tue das aber keinen Abbruch: „Wer hier kauft, der sucht eine gewisse Sicherheit. Und Wohnungen in Prenzlauer Berg sind inzwischen eine sehr sichere Anlage.“ Hinzu komme, dass es neben Investoren, die eine Geldanlage suchen, auch weiterhin sehr viele Interessenten nach Wohnungen suchen, die selbst in Prenzlauer Berg wohnen wollen. „Das hier ist in erster Linie ein Lifestyle-Markt. Und das schlägt sich eben auch in den Preisen nieder.“ Spitzenpreise von bis zu 5000 Euro pro Quadratmeter sind deshalb nicht nur in Charlottenburg-Wilmersdorf oder Mitte erzielbar, sondern auch rund um den Teutoburger Platz, der offiziell noch als Sanierungsgebiet gilt.

Prognosen wie die des Immobilienverbands Deutschland (IVD), der Anfang 2009 noch erwartet hatte, dass der Wohnungsmarkt in Prenzlauer Berg „seinen Zenit überschritten hat“, scheinen sich daher nicht zu erfüllen. „Es wird eng in Prenzlauer Berg“, sagt Kohlmeyer. Allerdings müssten Immobilienunternehmen auch weiterhin darauf achten, nicht am Markt vorbeizubauen. „Ein Projekt wie der Marthashof würde sich so nicht noch einmal wiederholen. Bei Leuten, die hier Eigentum kaufen wollen, sind solche Großprojekte nicht gefragt.“ Einige Immobilienentwickler seien ins Straucheln geraten, weil sie den Markt falsch eingeschätzt hätten.

 

Höhere Preise schlagen auch auf Altverträge durch

 

Auch Rainer Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, rechnet nicht mit einer Entspannung des Wohnungsmarkts in den kommenden Jahren. „Es gibt weiterhin einen hohen Zuzug nach Prenzlauer Berg, vor allem von außerhalb Berlins.“ Wer zum ersten Mal in die Stadt komme, sei hohen Preisen bei Neuvermietungen besonders ausgesetzt: „Man hat hier keine Bekannten, über die man an eine Wohnung kommen kann. Außerdem ist man mit den Gegebenheiten des Mietmarkts wenig vertraut.“ Neuberliner wollten bevorzugt in Altbauten wohnen, auch dies begünstige die exponierte Lage von Prenzlauer Berg auf dem Wohnungsmarkt.

Doch nicht nur neue Mieter, auch Berliner mit älteren Mietverträgen bleiben von der Preisentwicklung nicht verschont – wenn auch mit etwas Zeitverzögerung. Das hängt unter anderem mit der Berechnung des Mietspiegels zusammen. Dabei werden nur Mieten berücksichtigt, die in den vergangenen vier Jahren vereinbart wurden. Teure Neuverträge schlagen also mit etwas Verspätung auch auf das Niveau der Bestandsmieten durch – gerade in Gebieten mit traditionell hoher Fluktuation wie Prenzlauer Berg.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Umzugsbereitschaft der Berliner nach Beobachtungen des Mietervereins in den vergangenen Jahren etwas nachgelassen hat, was ebenfalls mit den steigenden Mieten zusammenhängen dürfte. Einen Grund für die Preisentwicklung sieht Wild im übrigen auch darin, dass Mietbindungen gerade bei Neuvermietungen häufig aus dem Auge verlören würden. Wer einen gebundenen Vertrag habe, könne auf dessen Einhaltung pochen. Wenn die selbe Wohnung aber neu vermietet werde, dann wisse der neue Mieter oft gar nicht, dass eventuell gegen Mietrecht verstoßen werde.



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