Schulranzen Schulplatz

Schulen schauen sich künftige Schüler genauer an

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 3. Januar 2011

Der Trend zur Spezialisierung bei der Auslese der eigenen Schülerschaft nimmt zu. Vor allem die Gymnasien in Prenzlauer Berg setzen auf Eingangstests oder verlangen besondere Begabungen.

Wenn es um die Frage geht, welche Grundschüler sie aufnehmen, werden sich die meisten weiterführenden Schulen in Prenzlauer Berg und Umgebung nicht mit einer Durchschnittsnote zufrieden geben. Vor allem die begehrten Gymnasien machen ab dem kommenden Schuljahr von der Möglichkeit des neuen Schulgesetzes Gebrauch, nach der jede Schule eigene Aufnahmekriterien festlegen kann. Dabei geht es zum Beispiel um das Bestehen von Eingangstests oder das Beherrschen bestimmter Musikinstrumente. Auch der Besuch von AGs in der Grundschule kann künftig über Aufnahme oder Ablehnung entscheiden. Mindestens 60 Prozent aller freien Schulplätze sollen nach diesen Kriterien vergeben werden. Zehn Prozent sind für Schüler mit besonderem Förderbedarf und für sogenannte Härtefälle reserviert, 30 Prozent der Plätze werden unter den angemeldeten Schülern ausgelost.

Vor allem unter den Gymnasien in Prenzlauer Berg und in den angrenzenden Gebieten von Pankow und Mitte zeichnet sich dabei eine Entwicklung ab: Der Trend zur Spezialisierung und zur Profilbildung bei der Auswahl der eigenen Schülerschaft nimmt zu. Die Käthe-Kollwitz-Oberschule in der Dunckerstraße in Prenzlauer Berg zum Beispiel wird unter ihren Bewerbern einen Test mit 20 Fragen durchführen, bei dem „allgemeines Wissen, mathematische und naturwissenschaftliche Grundkenntnisse und logisches Denkvermögen“ abgefragt werden.

 

An die Schulen drängen Schüler, die nicht aus Prenzlauer Berg kommen


Der dortige Schulleiter Gert Blach empfiehlt Schülern und Eltern, sich ausdrücklich nicht auf diesen Test vorzubereiten: „Wir wollen nicht Schulwissen aus der Grundschule abfragen, sondern es geht darum, herauszufinden, ob Schüler zu dem Profil unserer Schule passen.“ Die Käthe-Kollwitz-Schule hat einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. „Das ganze soll auch nicht in ein Assessment Center ausarten“, betont Blach. Der Test solle höchstens eine Stunde dauern. Vom Ergebnis des Tests hängt die eine Hälfte der Auswahlentscheidung ab, die andere Hälfte bestimmt sich nach den Grundschulnoten in Deutsch, Englisch, Mathematik und den Naturwissenschaften. Die Mathe-Note zählt dabei doppelt.

In den vergangenen Jahren hatte die Kollwitz-Oberschule doppelt so viele Bewerber wie Plätze. Das könnte sich in diesem Jahr noch verschärfen, denn durch die Abschaffung des Wohnortprinzips haben nun auch Schüler aus anderen Bezirken die Möglichkeit, sich für die überwiegend sehr begehrten Oberschulen in Prenzlauer Berg zu bewerben. „Ich schaue nicht darauf, ob ein Bewerber aus Hohenschönhausen oder Wedding kommt. Entscheidend ist, ob er unsere Aufnahmekriterien erfüllt“, sagt Blach. Auch er höre immer wieder Kritik, dass es zu einer Auslese unter den Schülern komme und das frühere humanistische Bildungsideal wegen immer mehr Spezialisierung nicht mehr zur Entfaltung komme. „Aber in Gebieten wie Prenzlauer Berg machen inzwischen mehr als die Hälfte aller Schüler Abitur. Ein Gymnasium kann da kaum noch alle Talente abdecken“, sagt der Schulleiter.

 

Gewertet wird, ob ein Schüler ein Instrument spielt oder gut singen kann


Während die Kollwitz-Schule naturwissenschaftlich orientiert ist, legt die benachbarte Heinrich-Schliemann-Oberschule ihren Schwerpunkt auf alte Sprachen. Dort wird beim Übergang in die siebte Klasse auf Tests verzichtet. Allerdings sollen bei der Berechnung der Durchschnittsnote die Fächer Deutsch und Englisch doppelt gewichtet werden. Bei gleicher Reihenfolge entscheidet das Los. Ebenso wie die Kollwitz-Schule nimmt auch das Schliemann-Gymnasium daneben Schüler in zwei fünfte Klassen auf. Für sie gilt noch einmal ein gesondertes Aufnahmeverfahren.

Das Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium in der Eugen-Schönhaar-Straße in Prenzlauer Berg setzt „musisch-künstlerische und gesellschaftswissenschaftliche Schwerpunkte“. Das spiegelt sich auch bei den Aufnahmekriterien wider: Zu 60 Prozent zählt dort die Durchschnittsnote der Förderprognose in der Grundschule, zu 30 Prozent werden die Noten in Musik und Kunst gewertet, 10 Prozent der Auswahlentscheidung werden davon abhängig gemacht, ob der Schüler ein Instrument beherrscht oder gut singen kann.

 

Auch Schulen in Mitte und in Pankow wollen ihr Profil schärfen


Nicht mehr in Prenzlauer Berg, sondern im Altbezirk Pankow liegt die Kurt-Tucholsky-Schule. Im Gegensatz zu den Integrierten Sekundarschulen in Prenzlauer Berg, bei denen anders als an den Gymnasien allein die Durchschnittsnote zählt, wird dort zu 20 Prozent die Teilnahme an einem Orchester und an einer AG in der Grundschule gewichtet. Weitere 20 Prozent der Auswahlentscheidung hängen von der Notensumme in Kunst und Musik ab, die restlichen 60 Prozent basieren auf der Förderprognose.

Ebenfalls nicht mehr in Prenzlauer Berg, sondern in Mitte liegt die John-Lennon-Oberschule (Zehdenicker Straße). Ähnlich wie die Kollwitz-Oberschule wird auch sie einen Test für Grundschüler abhalten. Entsprechend dem Schulprofil soll es dort aber auf „Sprachkompetenz, logisches Denken und konzentriertes Arbeiten“ ankommen. Die Durchschnittsnote der Förderprognose wird die andere Hälfte der Auswahlentscheidung beeinflussen.

 

Zieht der Drittwunsch nicht, dann weist das Schulamt einen Platz zu


Was aber passiert, wenn ein Kind nach all diesen Tests und Kriterien an der Schule der Wahl abgewiesen wird? Dazu sollen die Eltern auch einen Zweit- und Drittwunsch angeben. Geprüft wird dann, ob an diesen Schulen noch Plätze frei sind. Gibt es auch hier wieder zu viele Bewerber, wird nach der Durchschnittsnote entschieden. Bleiben auch diese Bemühungen erfolglos, benennt das Schulamt eine andere Schule der entsprechenden Schulart. Allerdings können Eltern auch weiterhin in Eigenregie nach dann noch freien Plätzen Ausschau halten.

Gut möglich, dass die künftige Schule dann weit außerhalb des eigenen Wohngebiets liegt. Konflikte zwischen Eltern, Schulen und Schulbehörde sind wohl programmiert. „Manche Eltern tun so, als käme es einem sozialen Abstieg gleich, nicht auf eine bestimmte Schule zu gehen“, sagt Schulleiter Blach. Er rät jedoch zu Gelassenheit: „Ich zum Beispiel habe zuerst einen Schulabschluss gemacht, und später erst das Abitur.“

 

Die Senatsverwaltung für Bildung hat eine Seite mit den Aufnahmekriterien für alle Berliner Schulen eingerichtet.

Informationen zum Aufnahmeverfahren in die siebte Klasse gibt es auch auf der Seite des Bezirksamts Pankow.

 

 

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