Die Zahl der Schüler steigt weiter. Unterschätzt der Bezirk die Lage? In Prenzlauer Berg werden sich vor allem Gymnasiasten auf längere Schulwege einzustellen haben.
Fast jedes zehnte Kind im Bezirk Pankow, zu dem auch Prenzlauer Berg gehört, geht auf eine Privatschule. Das ergibt sich aus der Schülerstatistik des Bezirks, die am Dienstag im Ausschuss für Schule und Sport der Bezirksverordnetenversammlung vorgestellt wurde. Am höchsten ist der Anteil dabei im Grundschulalter, am niedrigsten in den Jahrgangsstufen 7 bis 10.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der Schüler in Pankow beständig zu – 26615 Kinder und Jugendliche besuchen zurzeit eine Schule im Bezirk, das sind 2,2 Prozent mehr als im vergangenen Schuljahr. Besonders deutlich ist der Anstieg bei den Kindern im Grundschulalter (plus 2,6 Prozent) und in der Sekundarstufe I (plus 7,4 Prozent), während die Schülerzahlen in der Oberstufe immer noch rückläufig sind (minus 9,9 Prozent). Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) führt diese Entwicklung einerseits auf den Geburtenknick nach der Wende 1989/90 und andererseits auf den Zuzug junger Familien in den Bezirk Pankow ab der Jahrtausendwende zurück.
Dieser Trend wird auch in den kommenden Jahren anhalten. Für das Schuljahr 2011/12 wurden von den Eltern 3494 Kinder für eine Grundschule angemeldet. Für mehr als ein Drittel davon (1279 Kinder) wurde der Antrag gestellt, auf eine andere als die nach den Einzugsgebiet vorgesehene Schule gehen zu können. Die entsprechenden Bescheide wird der Bezirk im Mai versenden. Insgesamt gibt es im Bezirk 41 Grundschulen, das ist eine mehr als im vergangenen Jahr. Ab Klasse 7 existieren neun Integrierte Gesamtschulen, 8 Gymnasien und zwei Gemeinschaftsschulen.
Die Schulstadträtin lehnt es ab, genaue Prognosen zu machen
Verschärft wird die Lage an den Schulen im Bezirk, weil sich im kommenden Schuljahr die vor sechs Jahren beschlossene Verschiebung der Einschulungsfristen erstmals auch für die weiterführenden Schulen bemerkbar macht. Weil mehr Schüler als sonst aus Klasse 6 abgehen, werden 2011/12 zusätzliche siebte Klassen an Oberschulen notwendig sein. 47 Klassen werden im Moment an Sekundarschulen und 40 an Gymnasien in Pankow angeboten. Die Schulstadträtin lehnte es ab, genaue Prognosen zu machen. „Wir können nur abwarten, wie sich die Anmeldungen auf die Oberschulen verteilen werden. Für detaillierte Aussagen ist es noch zu früh“, sagte sie.
Schon jetzt allerdings zeichnet sich ab, dass künftige Gymnasiasten mit deutlich längeren Schulwegen zu rechnen haben. Zum einen stehen in Zukunft in begehrten Wohngebieten wie Prenzlauer Berg aller Voraussicht nach nicht genügend Plätze zur Verfügung, zum anderen bekommen die Schulen mehr Freiraum in der Frage, welche Schüler sie aufnehmen wollen. Das Kriterium der Wohnortnähe ist nicht mehr so entscheidend wie früher. Dafür wird der Notendurchschnitt wichtiger, sollte es an einer Schule mehr Anmeldungen als Plätze geben.
Die Aufnahmekriterien der Oberschulen stehen ab 17. Dezember fest
Dieser Notendurchschnitt wird aus den Noten des zweiten Halbjahres der fünften Klasse und des ersten Halbjahres der sechsten Klasse errechnet, wobei die Noten der Kernfächer doppelt zählen. Die Schulen haben außerdem die Möglichkeit, bis zu vier weitere Kriterien entsprechend dem Schulprofil festzulegen. Welche Kriterien das sind, kann ab Freitag, 17. Dezember auf der Seite des Amts für Schule und Sport Pankow nachgeschaut werden.
Die Schulen können zum Beispiel den Notendurchschnitt von bis zu vier Fächern der beiden letzten Halbjahre berücksichtigen, die mit dem Profil der Schule zusammenhängen. Daneben können musische Kompetenzen einbezogen werden, es können auch profilbezogene Tests durchgeführt werden.
„Die Veröffentlichung erfolgt kurz vor den Weihnachtsferien, so dass die Eltern sich das dann in Ruhe anschauen können“, sagte Schulstädträtin Zürn-Kasztantowicz. Eltern, die sich anschließend über die einzelnen Oberschulen informieren wollen, werden dazu am 12. und 13. Januar 2011 bei einer Oberschulmesse Gelegenheit haben. Alle Schüler der sechsten Klassen in Pankow hätten dazu über die jeweilige Schulpost Einladungen bekommen, sagte die Stadträtin. Die Messe findet in der Marcel-Breuer-Schule in Weißensee, Gustav-Adolf-Straße 66, statt.
Zürn-Kasztantowicz äußerte sich im Schulausschuss auch zu Forderungen, der Bezirk Pankow solle angesichts absehbar steigenden Schülerzahlen an den Oberschulen ein neues Gymnasium errichten. Der Bezirk müsse in diesem Fall neu bauen, da kein geeignetes Gebäude vorhanden sei, sagte die Stadträtin. Damit das Land Berlin einen Neubau finanziere, müsse der Bezirk aber nachweisen, dass es auf ganz Berlin bezogen einen Mangel an Gymnasialplätzen gebe. Dies werde kaum möglich sein, zumal der Bezirk Mitte plane, bis zu drei Gymnasialstandorte zu schließen. „Es kann nicht sein, dass der Nachbarbezirk Gymnasien schließt, und wir bauen neue“, sagte sie. In Zukunft werde es so sein, dass die Bezirksgrenzen bei der Zuteilung von Gymnasialplätzen eine geringere Rolle als bisher spielen werden.