Trotz massiver Investitionen keine Garantie auf warme Schulen

von Juliane Schader 6. Dezember 2010

Die Pankower Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz im Interview mit den PBN über einen Sanierungsstau von 100 Millionen Euro, frierende Schulkinder und gute Gründe für die Schuleinzugsgebiete.


Seit 2006 ist die SPD-Politikerin Lioba Zürn-Kasztantowicz in Pankow und damit auch im Ortsteil Prenzlauer Berg als Bezirksstadträtin für Schulbelange zuständig. Die Diplom-Pädagogin ist 1953 in Stuttgart geboren und kam 1981 nach Berlin, wo sie unter anderem in Kreuzberg beim Jugendamt arbeitete. 1999 wurde sie erstmals in die Pankower BVV gewählt. Zürn-Kasztantowicz ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt im Norden Pankows.

 

Die meisten Fragen, die sie als Schulstadträtin erreichen, können Sie gar nicht beantworten, weil Sie inhaltlich nicht zuständig sind, oder?

Das ist richtig. Was in der Schule passiert, für die Pädagogik und für die Lehrer, ist die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung zuständig. Wir kümmern uns um die äußeren Rahmenbedingungen wie Gebäude, Hausmeister und Sekretärinnen. Wir arbeiten aber eng zusammen.

 

Erschwert es die Arbeit in diesem Bereich, dass zwei unterschiedliche Behörden zuständig sind?

Ja, manchmal erschwert es das schon, weil man immer das Gespräch suchen muss. Ich weiß von Kollegen, die da Probleme haben. Aber bei uns funktioniert das  wirklich sehr gut.

 

In diesen Tagen fiel der erste Schnee. Im letzten Winter haben in einigen Schulen die Heizungen nicht richtig funktioniert. In der letzten Zeit wurde sehr viel an den Schulen gebaut – sind Sie in diesem Jahr besser auf die Kälte vorbereitet?

Wir haben das große Problem, dass wir einen Sanierungsstau von über 100 Millionen Euro haben, den wir seit Jahren vor uns herschieben. 2009 haben wir 36 Millionen Euro in Schulen verbaut, da könnte man sagen, jetzt betrage der Sanierungsstau nur noch 70 statt 100 Millionen. Aber es sind immer noch 100 Millionen, weil die anderen Schulen in der Zeit um ein Vielfaches schlechter geworden sind. Das ist unser Grundproblem. Und dann müssen wir auch immer wieder neue Schulen ans Netz nehmen, in die man wieder neues Geld investieren muss.

 

Sie können also nicht garantieren, dass in diesem Winter kein Schulkind frieren muss?

Nein, das kann ich nicht garantieren. Wir geben uns Mühe, wir arbeiten mit dem Hochbauamt sehr intensiv zusammen, aber letztendlich kann man es nie ganz ausschließen. Die Problemfälle vom letzten Winter haben wir uns über den Sommer jetzt alle angeguckt, aber dann fällt womöglich wo anders eine Heizung aus.

 

Unter Eltern gibt es eine immerwährende Diskussion über die Schuleinzugsgebiete. Viele wollen nicht, dass ihr Kind in die ihnen zugeordnete Grundschule geht, weil sie glauben, eine andere sei besser. Können Sie das nachvollziehen?

Ich habe selbst drei Kinder und das alles dreimal hinter mir. Ich habe festgestellt, dass Lehrer und Mitschüler die entscheidenden Kriterien sind, ob Kinder sich wohl fühlen. Wenn eine falsche Klassenmischung zusammenkommt, oder ein Kind mit dem Lehrer nicht klarkommt, nutzt die beste Schule nichts. Natürlich will man immer das Beste für sein Kind und sucht dann etwa eine Schule mit modernen Unterrichtsmethoden oder einer guten Ausstattung, und ich finde das auch okay. Aber die allermeisten Schulen haben sich qualitativ wirklich verbessert. Es gibt viele gute Schulleiter mit guten Ideen und viel Engagement.

 

Ist eine Aufweichung der Einzugsgebiete wie in Mitte ist für Sie denkbar?

Nein, erstmal nicht. Die Einzugsgebiete gibt es nur für die Grundschulen, und ich finde es wichtig, dass die Kleinen die Möglichkeit haben, in ihrer Umgebung zu Schule zu gehen, damit die Wege kurz sind und sie sich nachmittags auch mal mit ihren Freunden verabreden können.

 

Einige Eltern versuchen sogar, durch Falschanmeldungen ein anderes Einzugsgebiet zu rutschen. Gehen Sie dagegen vor?

Wenn wir das Gefühl haben, in einer Schule läuft nicht alles richtig, kümmern wir uns. An der Thomas-Mann-Schule haben wir uns etwa in einem Jahr mal Nachweise von den Eltern vorlegen lassen. Wir bekommen ja die Zahlen vom Einwohnermeldeamt schon ein Jahr im Voraus, und wenn die Anmeldezahlen dann weit über diesen Zahlen liegen, macht man sich natürlich schon so seine Gedanken.

 

Was macht der Bezirk über die Schulen hinaus für Bildung?

Das Geld ist knapp. Man muss und wird in Zukunft noch viel stärker Prioritäten setzten müssen. Es gibt noch die Musikschule und den ganzen Bereich der freien Träger der Jugendhilfe, die zum Beispiel den Ganztagsbetrieb in den Sekundarschulen absichern. Dazu kommen die Bibliotheken, die jedoch nicht zu meinem Bereich gehören.

 

Viel ist nicht bei der Finanzsituation nicht möglich, oder?

Der Bezirk ist halt einfach klamm, das ist ein Schuldenbezirk, und das fällt uns leider immer wieder auf die Füße. Das sehen wir auch bei unserer eigene Verwaltung, die immer kleiner und immer älter wird, sodass wir große Ausfälle zu verkraften haben und manches nicht so machen können, wie wir gerne machen wollen. Unser Schulamt etwa ist personell auf dem Stand wie einst allein Weißensee. Probleme haben alle Bezirke , aber wir mussten besonders sparen.

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